Einen Nachmittag zum „Lesen mit Wonne bei Sonne“ versprach das „1. Literatur-Café im Mai“ in der Bibliothek der Freiherr-vom-Stein-Schule, und es wurde auf Anhieb ein großer Erfolg. Trotz oder wegen des Sonnenscheins draußen – auf jeden Fall waren circa 30 weibliche Leseratten und ein Mann der Einladung von Carmen Persch, engagierte Leiterin der öffentlichen Schulbibliothek, gefolgt; und sie erlebten einen unterhaltsamen Nachmittag mit ausgesucht guter, kurzweiliger Literatur verbunden mit kostenlosem Genuss von Kaffee und Kuchen bei interessanten Gesprächen.
Carmen Persch hatte die beiden Buchexpertinnen Mirjam Schaffer und Gisela Frank entdeckt, die in Sinsheim bereits seit einigen Jahren ein solches literarisches Café betreiben. Sie zeigten sich beeindruckt von dem großen Interesse in Neckarsteinach und versprachen den Besuchern zwei spannende Stunden mit überwiegend vergnüglicher Literatur. Zunächst stellten sie die beiden Bücher „Der Kaffeedieb“ von Tom Hillenbrand und „Baba Dunjas letzte Liebe“ von Alina Bronsky vor, wobei Mirjam Schaffer den Überblick über die Handlung gab, während Gisela Frank kleine Textpassagen direkt aus dem Buch vorlas. Besonders berührt zeigten sich die Zuhörerinnen vom Schicksal der Baba Dunja, einer 82jährigen Frau, die mit wenigen anderen Menschen ihre letzten Jahre in einem kleinen verstrahlten Dorf in der Nähe von Tschernobyl verbringt. Der wunderbare, hintergründige Humor, mit dem die Autorin das Leben ihrer Romanheldin schildert, lässt deren lebensbedrohende Umwelt fast vergessen.
Und dieser Stoff gab bei der anschließenden Kaffeepause – es ist ja ein Literatur-Café – neben dem von der Bibliothek gespendeten Kaffee und Kuchen schon reichlich viel Gesprächsstoff zwischen den zahlreichen Besucherinnen.
Auch die beiden weiteren Bücher – „Ein Laden, der Glück verkauft“ von der amerikanischen Schriftstellerin Beth Hoffman und „Aprikosenküsse“ von Claudia Winter – gaben bei aller Tiefgründigkeit viel Anlass zum Schmunzeln. Und das Urteil aller war eindeutig: So ein Literatur-Café sollte es häufiger geben; denn es bietet nicht nur gute Unterhaltung sondern regt vor allem auch immer wieder zum Lesen an. Und die Neckarsteinacher Bibliothek ist nach den wenigen Jahren ihres Bestehens inzwischen so gut bestückt, dass kaum noch Lesewünsche nach klassischer oder moderner Literatur offenbleiben.
Elisabeth Hinz