Im Gemeindeblatt vom 26.November wurden in einem Bericht von Bündnis90/Die Grünen Neckarsteinach Aussagen zu den Ausgaben der Stadt für die Bibliothek gemacht. Diese sind nicht korrekt. Um Unkenntnisse und Missverständnisse auszuräumen, möchte ich deshalb mit einem kleinen Überblick informieren und aufklären:
2011 wurde die Bibliothekeingeweiht.
Der Kreis Bergstrasse stattete die Schule im Rahmen des Ganztagesprogramms, an dem die Freiherr-vom-Stein-Schule im Profil 1 teilnimmt, mit den Räumlichkeiten und dem Mobiliar für eine Mensa und Bibliothek aus. Außerdem wird für beide Bereiche in gewissem Rahmen auch das Personal finanziert.
Die Freiherr-vom-Stein-Schule hatte schon immer eine kleine Schülerbücherei. Die Medien wurden ausschließlich über Spenden, u.a. der Sparkassenstiftung, und Aktionen des Freundeskreises der Schule finanziert. Aus den ca. 2000 liebevoll auf engstem Raum von einer Kollegin verwalteten Medien entstand die Grundlage für die heutige Bibliothek. Schon damals war dieser kleine Raum ein Ort der Kommunikation und des Lernens.
Durch Spenden der hiesigen Buchläden, einiger Privatpersonen und den Freunden der Freiherr-vom-Stein-Schule konnte der Bestand bis 2013 auf 4500 Medien erweitert werden. Einige Kollegen/innen haben in vielen zusätzliche Stunden alle Bücher katalogisiert und in das Ausleihsystem eingepflegt. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden ca. 35.000 € ausgegeben, die Umbaukosten nicht eingerechnet.
All dies konnte die Stadt Neckarsteinach nutzen ohne dafür einen Cent ausgegeben zu haben.
Anliegen des Kreis Bergstraße war von Beginn an, dass alle Neckarsteinacher Bürgerinnen und Bürger und nicht nur die Schüler/innen der Schule die Bibliothek nutzen können und diese deshalb als öffentliche Bibliothek geführt wird.
Eine Kooperation zum Aufbau und Betrieb einer Bibliothek zwischen Kreis, Schule und Stadt wird im Übrigen in vielen Städten und Gemeinden in Hessen praktiziert.
Neckarsteinach fasste den Beschluss zur Kooperation Mitte 2012 und seit Januar 2013 ist die Freiherr-vom-Stein-Bibliothek auch eine öffentliche Bibliothek.
Das Land Hessen unterstützt solche Kooperationen über die Landesbibliothekenstelle finanziell, damit z.B. das Ziel pro Bürger 2,5 Medien bereit zu halten, erreicht werden kann (in Neckarsteinach entspricht das ungefähr 10.000 Medien).
Für die Freiherr-vom-Stein-Bibliothek werden nicht nebenbei irgendwelche DVDs oder CDs gekauft, sondern pädagogisch wertvolle Medien, vorwiegend Belletristik, Sachbücher, Bilderbücher für Kleinkinder, Kinderbücher, Jugendbücher, Zeitschriften, aber auch Hörspiele, Musik und DVDs.
Hier soll jeder zum Reinkommen, zum Schnuppern und zum Lesen und Hören animiert werden. Lesen ist eine Grundkompetenz und genau daran soll Freude vermittelt werden.
Damit das gelingen kann braucht man geschultes Personal.
Frau Persch betreut als Fachkraft mit etwas mehr als einer halben Stelle die Bibliothek und wird von beiden Kooperationspartnern finanziert. Sie wird von ehrenamtlichen Helfern bei der Ausleihe und beim Einbinden der Bücher unterstützt.
Mit sehr viel Engagement hat sie die Bibliothek nicht nur in einen gemütlichen Ort verwandelt, in dem es Spaß macht zu schmökern und zu lesen, sondern sie hat auch erreicht, dass
• über 9000 Entleihungen pro Jahr, 50% davon externe Ausleihen, also von Nichtschulmitgliedern, zu verzeichnen sind
• 5 Lesungen mit bekannten Autoren für Schüler/innen stattfinden (bezahlt die Schule aus eigenen Geldern, z.B. Förderverein)
• mindestens 2 Lesungen für Erwachsene jährlich durchgeführt werden
• monatlich eine Vorlesezeit für Kindergartenkinder (Bücherwürmchen) stattfindet
• sich Ca. alle 6 Wochen eine Krabbelgruppe für Reime und Fingerspiele in der Bibliothek trifft
• Erwachsene sich monatlich zu einem Lesekreis treffen
• die Freiherr-vom-Stein-Bibliothek am Projekt Lesestart für Kinder ab 3 Jahren teilnimmt
Der Medienbestand ist inzwischen auf ca. 10000 Medien angewachsen und hat das Ziel 2,5 Medien pro Kopf erreicht.
Gelder fließen mittlerweile nicht mehr nur in Neuerscheinungen, sondern auch in die Wiederbeschaffung von ausgesonderten und veralteten Medien. Dafür zahlen Stadt und Schule zusammen ca. 6000 €. Landeszuschüsse in gleicher Höhe ermöglichen eine jährliche Gesamtinvestition während der Aufbauphase von insgesamt 12.000 €.
Eine Bibliothek in dieser Größe kann nicht ausschließlich mit Ehrenamt oder Minijob geführt werden. Dass die Bibliothek in einem so hervorragenden Zustand ist und dieses weitgefächerte Angebot bereithält, rührt einzig daher, dass eine Fachkraft mit einer entsprechenden Stundenzahl hier arbeitet, koordiniert und steuert.
Das Geld für eine solche Kraft ist genau richtig angelegt.
Wer Zeit hat, zu beobachten wie Kinder diesen Ort zu ihrem Ort machen, sich intensiv in Bücher vertiefen, auch mit anderen zusammen Köpfe in Bücher stecken und sich austauschen, oder sich hier treffen um zusammen Brettspiele zu spielen, der wird nie daran zweifeln, dass hier angelegte Gelder nachhaltig angelegt sind. Das was hier passiert, ist Bildung und Entwicklung von Lebenskompetenzen für die Zukunft der Kinder und damit auch für unsere Zukunft.
Eine Bibliothek ist ein Ort der Begegnung und der leisen Kommunikation, hier ist das Internet allerhöchstens hilfreich beim Recherchieren, aber es bestimmt nicht das Leben.
Ob es auch für die Stadt Neckarsteinach in Zeiten knapper Kasse ein Ort der Bildung und Begegnung bleiben kann, sollte nicht vom Sparen abhängig gemacht werden.
Nirgends ist Geld besser und nachhaltiger angelegt als in Bildung und Kultur der Menschen und genau dafür ist eine Bibliothek ein guter Ort.
Wer noch nie die Freiherr-vom-Stein-Bibliothek besucht hat, ist herzlich eingeladen vorbei-zukommen und sich selbst ein Bild von diesem Schatz zu machen.
(Angelika Mollenhauer, Rektorin)